In zehn Dörfern im Norden von Benin arbeiten Frauen in Kooperativen* zusammen, um gemeinsam neue Wege aus Armut und Abhängigkeit zu finden. Mit gezielter Unterstützung durch unsere lokale Partnerorganisation Jura-Afrique Bénin (JAB) lernen sie, lokale Landwirtschaftsprodukte wie Kariténüsse zu verarbeiten und zu vermarkten – und gewinnen dabei weit mehr als ein Einkommen.
Vom Bau verbesserter Kochstellen zur Frauengruppe
Der Weg beginnt mit einem ungewöhnlichen Ausgangspunkt: verbesserten Kochstellen. Im Rahmen des sogenannten Kochstellenprogramms stellt JAB in den Dörfern das Vorhaben vor, energiesparende Kochstellen zu bauen, die rund 60% weniger Brennholz verbrauchen. Die Dorfgemeinschaften wählen jeweils sogenannte Leaderfrauen aus, die zunächst selbst im Bau dieser Kochstellen ausgebildet werden. Ihr Wissen geben sie anschliessend an die anderen Frauen im Dorf weiter.
Dieser ehrenamtliche Einsatz wird nicht nur geschätzt, sondern bildet auch den Keim für weiteres Engagement: Als Anerkennung und zur Förderung ihres Potenzials werden die Leaderfrauen zu Gruppen, zusammengeführt und in einkommensgenerierenden Aktivitäten weitergebildet.
Kooperative Frauenkraft: Von der Produktion zur Vermarktung
Diese Frauengruppen treffen sich regelmässig unter der Begleitung einer JAB-Beraterin. Gemeinsam verarbeiten sie lokale landwirtschaftliche Produkte, zum Beispiel Kariténüsse zu Sheabutter oder Sojabohnen zu Sojakäse, und organisieren sich rund um deren Lagerung und Verkauf.
In den Schulungen lernen die Frauen nicht nur praktische Fertigkeiten zur Herstellung, Hygiene und Verpackung, sondern auch grundlegende Aspekte der Kooperationsführung: demokratische Entscheidungsfindung, Rollenverteilung (z. B. Präsidentin, Kassenführerin, Sekretärin) und rechtliche Grundlagen einer Kooperative.
Mehr als ein Einkommen: Gemeinschaft, Selbstvertrauen und neue Perspektiven
Die wirtschaftliche Zusammenarbeit führt zu mehr als nur finanziellen Erfolgen. Über den Austausch in der Gruppe wächst der Zusammenhalt. Frauen berichten, dass sie durch die gemeinsame Arbeit selbstsicherer geworden sind, ihre Techniken verbessert haben und stolz auf ihre Produkte sind.

Durch den Austausch, während der gemeinsamen Sheabutter-Herstellung entstehen Solidarität und Zusammenhalt.
Der Weg ist hier oft wichtiger als das Ziel: In den Gruppentreffen werden auch Lebensthemen diskutiert – über Ehe, Erziehung, Tierhaltung, Sparmöglichkeiten oder weitere Einnahmequellen. Die Frauen stärken sich gegenseitig, teilen Erfahrungen und entwickeln ein neues Selbstwertgefühl.
Ein Beispiel dafür ist der gemeinsame Verkauf von Karitébutter, dessen Erlös in die Gemeinschaftskasse floss – mit dem gesammelten Geld konnte sogar einem Kind in Not geholfen werden. Diese Solidarität prägt das Gemeinschaftsleben nachhaltig.
Projekt „Tienanga“: Mit fruchtbaren Böden zu neuen Chancen
Seit 2025 ist JAB mit dem Projekt „Tienanga“ („fruchtbare Böden“) in den Gemeinden Toucountouna und Natitingou aktiv. In zehn Dörfern wurden gezielt bestehende Frauengruppen ausgewählt, die sich im Rahmen eines früheren JAB-Projekts zu Kooperativen zusammengeschlossen hatten, in der Verarbeitung landwirtschaftlicher Produkte ausgebildet wurden und bereits erste Fortschritte gemacht hatten, jedoch noch gezielte Unterstützung brauchen.
Die enge Zusammenarbeit mit diesen bereits bekannten Gruppen erlaubt eine vertiefte Ausbildung und eine nachhaltige Förderung. Die Frauen bringen eine hohe Motivation und erste Erfahrungen mit – JAB ergänzt durch fachliche Begleitung, Trainings und praktische Hilfe bei der Ausstattung.
Die Geschichte der Frauengruppe Titanounga
Ein inspirierendes Beispiel ist die Frauengruppe Titanounga aus dem Dorf Wanssokou. Elf Frauen haben sich hier zusammengeschlossen, um gemeinsam ein Einkommen zu erwirtschaften – viele von ihnen ohne Zugang zu eigenem Land, weshalb sie keine eigenen Felder bebauen können. Sie wandten sich an JAB mit dem Wunsch, Ausbildungen und Geräte zur Verarbeitung von Kariténüssen (gesammelt auf den Feldern ihrer Männer) zu Sheabutter zu erhalten.
Mit Unterstützung einer Begleiterin lernten sie nicht nur die Nutzung der Geräte, sondern auch wichtige Grundlagen zur Produktvermarktung, Verpackung und Hygiene.

Für Adia Alassane** (imBild mit Sheabutter), Präsidentin der Gruppe, steht fest:
„Dank der Ausbildung und des Materials, das wir von JAB erhalten haben, sind wir endlich in der Lage, hochwertige Sheabutter herzustellen und besser zu verkaufen – und ein eigenes Einkommen zu generieren.“
Fazit: Frauen gestalten den Wandel
Was als kleines Projekt zum Bau von Kochstellen begann, ist heute ein beeindruckender Weg zur Selbstbestimmung für viele Frauen im Norden Benins. Die kooperative Dynamik, der Erfahrungsaustausch und das neu gewonnene Selbstvertrauen zeigen: Wenn Frauen sich zusammenschliessen und gezielt gefördert werden, entsteht nachhaltiger Wandel – für jede Einzelne, für ihre Familien und für ganze Dörfer.
*Frauenkooperativen in Benin sind Zusammenschlüsse von Frauen, die gemeinsam wirtschaftliche und soziale Ziele verfolgen. Sie organisieren sich, um ihre Lebensbedingungen zu verbessern, indem sie beispielsweise landwirtschaftliche Projekte betreiben, lokale Produkte verarbeiten und vermarkte. Diese Kooperativen stärken die wirtschaftliche Unabhängigkeit der Frauen, fördern ihre Bildung und ihr Selbstbewusstsein und tragen zur Verbesserung der Lebensqualität in ihren Familien und Gemeinden bei.
**Name aus Persönlichkeitsschutzrechten geändert.